Vermutlich seid ihr seit meinem letzten Tropea-Post schon kurz vor dem Verhungern. Darum also ganz schnell reichhaltiger Lesestoff, damit ihr mehr als nur ein Ristorante zur Auswahl habt, wenn ihr klug seid und den deutschen Herbststürmen entflieht und geschwind bei Katrin Urlaub bucht! Hier kommt eine Compilation einiger nennenswerter Locations im wunderschönen Tropea. Und über das Schreiben habe ich so sehr die Zeit vergessen, dass ich nun selbst vor Hunger umkomme. Allora – mangiare!
… bei Quei bravi ragazzi
Etwas abseits der Touristenpfade, eher unscheinbar Straßenecke außerhalb der città, also des alten Stadtkerns, befindet sich Quei Bravi Ragazzi: ein moderner, junger Laden, in dem ich mich direkt uncool fühle. I’m getting Berliner Hipster Vibes. Namensgeber ist der gleichnamige Film von Scorsese, hierzulande besser bekannt als Goodfellas. Was mir im Übrigen erst später klar wurde, als ich den Namen gegoogelt habe. Und was die Inneneinrichtung auch plausibler macht, die der Ästhetik des Mafiafilms durchaus entspricht. Ich esse – spoiler alert – ohne ‘Ndranghetanische Zwischenfälle draußen und freue mich, dass der Wein, den ich mir an meinem ersten Abend wahllos in einem kleiner Lädchen gekauft habe (und liebe) auf der Karte steht. An einem der vielen freien Tische richte und niste ich mich häuslich ein und bestelle mir treu den lokalen Genüssen nidi di cipolla, Zwiebelnester. Die Nester sehen ein bisschen aus wie Striebele, schmecken unglaublich lecker und aromatisch und werden auch beim nächsten Besuch bestellt. Davor muss ich aber die Pizza testen, die, wie mir ein Blick über meinen eigenen Tellerrand hinaus zeigt, optisch zumindest überzeugt. Ich entscheide mich für
Dei Bravi Ragazzi
– Oliven, Zwiebeln, ‘Nuda, Basilikum
Sehr solide, sehr lecker. Bei meinem zweiten Besuch wähle ich die Zucchetta, mit crema di zuccha, Kürbiscreme. Ich liebe Kürbiscreme. Und diese hier kann man sich auf der Zunge zergehen lassen! Besser noch wäre Aubergine, weil ich den Geschmack von Aubergine liebe, aber die Konsistenz verabscheue. Das stelle ich auch hier fest, weil meine Pizza unter anderem mit gegrillter melanzane belegt ist. Wusste ich, so gut ist mein Italienisch immerhin, und ich habe es willentlich in Kauf gennommen. Fazit nach zwei üppigen Mählern: Falls es euch je nach Tropea verschlägt – was es unbedingt sollte! – lohnt sich ein Besuch bei den italienischen Goodfellas allein für die nidi. Was leider fehlt ist das gewisse Flair, der italienische Charme. Dafür sind die Jungs und Mädels zu cool. Für das richtige Urlaubsfeeling also leider nur bedingt empfehlenswert.
… im La Porta Vaticano
Eine Restaurantempfehlung von Antonio, meinem less creepy Woody Allen: La Porta Vaticana.
Der Eingang ist ein großes Tor, das ehemalige Stadttor mit dem Namen – richtig, Porta Vaticana. Was sonst. Ich sitze draußen in dem noch recht leeren ristorante – die Italiener essen nun mal lieber spät zu abend und ich bin ab und an sehr deutsch. Gleich drei Kellner kümmern sich um mich während drinnen der Sohnemann Fernsehen schaut. Der Innenhof ist durch die dicken Mauern abgeschirmt von den Menschenmengen draußen vor dem Tor, für mich, die oft überfordert ist von dem Touristenlärm gerade nach einem bunten Tag voller Eindrücke eine Wohltat. Fast wie ein geheimer Garten, obwohl der Laden zu späterer Stunde sicher brummt. Jetzt brummt höchstens der Chef, weil er ans Werk muss. Ich habe den Pizzaofen direkt im Blick. “Pizza!” – reibe ich mir innerlich die Hände. Der Lieblingspizzabäcker hat mich verwöhnt und ich habe hohe Erwartungen an Tropea, seine Heimatstadt. Zunächst gönne ich mir aber eine andere Spezialität der reggio calabria: das Schwertfisch Carpaccio. Der pesce spade ist DER Fisch und schmeckt unglaublich frisch und fein, hauchdünn serviert mit Zitrone. Als Hauptgericht bleibe ich den heimischen Köstlichkeiten treu und bestelle eine Pizza Cipolle. Ich bin süchtig nach diesen Zwiebeln. Als ich nach scharfem Öl frage, bringt mir der Kellner stattdessen ein Schneidebrettchen, ein Messer und höllisch scharfe Peperoncini. Den Rest des Essens weine ich vor Schmerz, aber voll Glückseligkeit, genieße anschließend die Abendstimmung draußen vor dem Tore und lasse den Tag mit einem Gläschchen Gaglioppo bei mir auf dem Balkon ausklingen.
… in der Fontana Antico Borgo
Restaurants direkt entlang der Touri-Meile meide ich sonst konsequent. Es gibt nichts schlimmeres für social awkwards wie mich, wenn mich der Kellner neben der drei- oder viersprachigen Speisekarte on display auffordert, mich zu setzen, mich fragt, wo ich herkomme und dann gebrochen irgendeine deutsche Floskel von sich gibt. Aber hier bin ich nun fast jeden Tag vorbeigekommen und sehe nur Italiener dort sitzen – und auch das Personal. Und hübsch ist es. Eine trattoria ohne viel Schnick Schnack und leicht im Hintergrund zu den aufdringlichen ristorante. Auch heute bin ich die einzige Nicht-Einheimische. Ich werde familiär begrüßt, man stellt mir direkt den Koch vor – und ich esse fantastische antipasti di mare und Spaghetti di Vongole. Ich bevorzuge Linguini und halte nebenbei bemerkt Spaghetti für dir überbewerteste Pasta überhaupt. Die Portion könnte außerdem *etwas* größer sein, aber ansonsten hat mich mein Instinkt nicht getrügt: kein Tourifallenreinfall, sondern ein unspektakuläres zwar, aber wunderbares Erlebnis.
Ihr wollt auch an die Stiefelspitze? Dann schaut bei Katrin auf Urlaub an der Stiefelspitze vorbei und lasst euch von ihr beraten und von ihrer Liebe zu Land und Leuten anstecken!